Filmtagebuch
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Odd man out (GB 1947, O. Reed)

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Beitrag von Admin Mo Sep 02, 2019 2:40 pm

gesehen am 18.09.2006 (DVD) und 29.08.2016 (BD), 4/5

Die letzten Stunden eines irischen Freiheitskämpfers, der nach einem politischen Überfall einen Mann in Notwehr erschoss und selbst dabei verwundet wurde. Von seinen Mitstreitern verlassen, die wenig später entweder von der Polizei erschossen oder verhaftet werden, irrt er - von der Polizei verfolgt und von den Bürgern verstoßen - bis zum tragischen Ende durch die nächtlichen Straßen von Belfast.



Was für ein merkwürdiger Film. Ein Raumschiff, irgendwann in der Zukunft, von der wir soviel wissen, dass auf Erden der Frieden nach Art einer schönen neuen Welt herrscht, dafür die Natur hinüber ist: Kein Baum mehr, nirgends. Nur auf dem Raumschiff, drei große Biosphären-Kuppeln, Natur pur, deren Heger und Pfleger ist der in seiner Gärtner-Kutte vorgestellte Freeman Lowell. Auf irdisches Kommando sollen, aufgrund von Budgetkürzungen, die Kuppeln gesprengt werden, die Astronauten auf die Erde zurückkehren. Lowell, bisher nichts als ein sanfter Öko-Hippie, erweist sich als beinharter Verteidiger des von ihm bestellten Paradieses: er tötet seine drei Astronauten-Kollegen, macht sich davon in die Tiefen des Weltalls und freundet sich an mit drei reizenden kleinen Robotern, die für Hilfsdienste auf dem Schiff zuständig sind.

Seltsam treffen hier Widersprüche aufeinander: der Hippie als Killer für die gute Sache; der Öko als prima Programmierer, der seinen Robotern (es sind bald nur noch zwei) chirurgische Künste und bald das Pokerspielen beibringt: sie bescheißen ihn. Die eindeutige Botschaft bleibt bei diesem Durcheinander auf der Strecke, Lowell erscheint, schon gar in Bruce Derns virtuos unheimlichem Spiel, als pathologischer Fall, auch wenn seine Verschrobenheit ihm bis zum bitteren Ende die Sympathie des Betrachters bewahrt. Recht eigentlich zu sich kommt der Film, dessen Action-Momente sich im wesentlichen auf wilde Buggy-Fahrten im Container-Raum beschränken, in Momenten der stillen Weltall- und Naturbetrachtung. Still gleitet das Raumschiff durchs All - und beinahe still liegt die Natur in der Kuppel, wenn wir den Pflanzen (vor einer großen Krise und danach) beim Gedeihen zusehen, beim Gepflegt- und Gegossenwerden. Beinahe still, und friedlich auch nur bei entsprechender Disposition des Musikgeschmacks, denn niemand anderes als Joan Baez singt ihr Lied dazu. Das Seltsamste daran: Tremolo und Naturkitsch, die Trance des Dahingleitens und das Gießen der Bäumchen addieren sich zu beinahe magischen Momenten, die sich eigentlich nichts anderem als der durchschlagenden Naivität dieses Arrangements verdanken können.

Auf diese gewiss nicht ganz koschere Weise entwickelt der Film beträchtlichen Charme. Verstärkt wird er noch, retrospektiv, durch das Wissen um die Kürze dieses windstillen Moments in der Hollywood-Historie. Regisseur Trumbull, als Special-Effects-Designer erfolgreich von Kubricks "2001" bis zur Heraufkunft der digitalen Effekte, nähert sich in der Langsam- und Ziellosigkeit seines Erzählens, in der Exzentrizität seines Helden, der wunderbaren Relaxtheit von New-Hollywood-Außenseitern wie Monte Hellman. "Silent Running" ist ein Moment der Ruhe vor dem Sturm, der mit "Star Wars" hereinbrechen und die allemal bizarren Außenseiter der frühen siebziger Jahre aus den Hollywood-Studios fegen sollte.

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