Filmtagebuch
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

The story of floating weeds (JPA 1934, Y. Ozu)

Nach unten

The story of floating weeds (JPA 1934, Y. Ozu) Empty The story of floating weeds (JPA 1934, Y. Ozu)

Beitrag von Admin Mo Sep 02, 2019 2:34 pm

gesehen am 13.09.2006 und 19.02.2010 (DVD), 4/5

Wollte man abstrahieren, und damit Ozus Insistenz auf Konkretion notwendig entgegenarbeiten, könnte man sagen, dass es in "A Story of Floating Weeds" um menschliche Gemeinschaft in Verschiebungen und Variationen geht. Gegenüber stehen sich die wenig erfolgreich durch die Gegend tingelnde Kabuki-Theatertruppe, deren Chef Kihachi ist - und seine Familie: der Sohn aber kennt ihn nur als periodisch auftauchenden Onkel. Der Film beginnt mit einer Ankunft, die, wie sich bald zeigt, eine Rückkehr ist, zur Frau, die Kihachi liebte, für den gemeinsamen Sohn hat er aus der Ferne gesorgt. Die Theatertruppe schlägt ihre - für den bald herabstürzenden Regen nur allzu anfälligen - Zelte auf in dem Ort, in dem Frau und Kind leben, Kihachi besucht die beiden. Eine Annäherung in leisen Gesten. Vater und Sohn spielen Schach, sie gehen gemeinsam angeln. Die Beine im Wasser, im Rhtyhmus schwingen sie die Angeln und unterhalten sich unter Männern.

Konkurrenz kommt ins Spiel: in der Truppe, eine andere Form von Gemeinschaft, die im Interim der mehrtägigen Regenunterbrechung vorgeführt, lebt Kihachi mit Otaka zusammen. Als die von seinen Besuchen bei der Familie erfährt, sucht sie ihn dort auf und stiftet ihre Freundin an, den Sohn Shinkichi zu verführen. Aus der Intrige aber wird rasch Ernst, die Verhältnisse, die Kihichi so gern separiert hätte, beginnen sich zu verwirren: der Sohn zirkuliert wie der Vater zwischen Schauspieltruppe und dem Haus seiner Mutter. Die Gruppe der Schauspieler dagegen löst sich langsam auf, es kommt zu Streitereien, Kihichi verkauft seine Habe und beschließt, der Kleinfamilie fortan ein Vater zu sein. Das Verhältnis aber des Sohns mit der Schauspielerin - an dem die Trennung der Sphären so äußerlich scheitert wie sie Kihichi innerlich längst unmöglich ist - wird zum Stein des Anstoßes. Der Vater schlägt den Sohn, als der ihn im ersten Schock: mein Vater war Beamter, er ist tot, nicht akzeptieren will.

Drei Akte hat der Film, im dritten schließt sich der Kreis zum Neuanfang im Alten. Auf die Rückkehr und die Gegenwart in der Familie, den Moment einer möglichen kleinfamilialen Gemeinschaft, folgt der erneute Aufbruch. In diesem Kreis fließen, in den Möglichkeiten, die sich auftun, im Dulden, im Hass, in der Eifersucht, in der Freundschaft und in der Liebe, die in ständigen Verschiebungen die Beziehungen bestimmen, intensive Gefühle. Wieder, wie so oft in Ozus Filmen, kommt es zur Entladung in Schlägen, zu Verletzungen aus Verletztheit. Am Ende ein Neuanfang, der zugleich Hoffnung bedeutet, Weitermachen und Abschied von der Alternative, die für einen Moment zu bestehen schien: Kihichi setzt sich in den Zug mit Otaka und beschließt, eine neue Schauspieltruppe zu gründen. Das letzte Bild: der fahrende Zug, von außen. Ein Bewegungsbild. Tröstlich und melancholisch zugleich.

Admin
Admin

Anzahl der Beiträge : 19
Anmeldedatum : 01.09.19

https://strangersfilmbook.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten